Beiträge von Ralf M.

    Ich finde es sehr nett von dir diese Anleitung verfasst zu haben. Warum stellst du dich und dein Auto nicht noch vor? Mit Bildern vom Auto natürlich...... :winke:

    Wer will denn Bilder sehen von einem 744-silbern S210 Classic der auch als Nutzfahrzeug gebraucht wird?
    Hier gibt es viele schöne W210 in 1A Zustand, da würde ich mir mit meinem irgendwie blöd vorkommen

    Da ich über lange Zeit hier stiller Mitleser bin und mir dieses Forum bei so mancher Frage wirklich hilfreich war, denke ich das es an der Zeit ist einmal etwas zurückzugeben.


    Problem: Rückenlehne Fahrsitz seitlich durchgescheuert, abgenutzt, abgewetzt.



    Eine Lösung wäre ja beim Freundlichen um die Ecke einen neuen Bezug zu kaufen. Der Preis treibt dann doch so manchem die Röte ins Gesicht.


    Gebrauchte Fahrersitze sind in der Regel auch schon an dieser Stelle tod. Fällt also auch aus, wegen ist nicht.


    Ein anderer Ansatz wäre einen Schonbezüg überzuziehen, Stoff oder Fell, was weis ich. Alles furchtbar, auch meiner Sicht, weil der Kram meistens nicht da bleibt wo er soll, oder auch in kurzer Zeit schlimm aussieht.


    Eine dauerhafte aber auch preiswertere Lösung muss also her. Im Forum habe ich nichts Produktives dazu gefunden. Daher würde ich hier jetzt einmal meine Lösung vorstellen, zumal die Meisten hier sich durchaus in der Lage sehen selber zum Werkzeug zu greifen.


    Los geht´s.


    Wir suchen uns beim gut sortierten Autoverwerter oder über die Bucht einen Beifahrersitz im passenden Design unseres Autos. Beifahrersitze sind sehr oft noch in einem guten bis sehr guten Zustand. Hier lohnt es sich durchaus immer mal wieder beim Schotty vorbeizusehen bis etwas passendes da ist.


    Ich habe meinen für gerade einmal 30 Euro gezahlt (ausgebaut). Der Sitz war wie neu. Beste Voraussetzungen für unser Werk.


    Rauf auf die Werkbank mit dem Sitz und zerlegen. Ich beschränke mich jetzt rein auf die Sitzlehne. Für das Sitzkissen finden sich jede Menge Anleitungen hier und auf anderen Foren.


    Kopfstütze ab.
    Handrad der Lehnenverstellung mit einem Schlitzschraubendreher weghebeln. Ist nur gesteckt.
    Die hintere Verkleidung ist unten mit 2 Torxschrauben gehalten und kann nach dem Lösen leicht nach unten weggezogen werden.
    Hier finden wir nun unten 5 Blechnasen die den Stoff halten. Diese mit einem Schraubendreher 45 Grad aufbiegen und lösen. Stoff nach vorne schieben.
    Seitlich wird der Stoff mit jeweils mit einer Kunststoffschiene gehalten. Diese ist unten ebenfalls mit einer Blechnase fixiert. Diese aufbiegen und die Kunststoffschiene in Sitzmitte ziehen um sie zu lösen.
    Oben in der Mitte des Sitze ist noch eine schwarze Kunststoffklammer eingehängt, die gelöst werden muss.


    Bis hierhin war noch alles recht einfach.
    Irgendeinen bösen Feind gibt es bei jeder Sache, und das sind in diesem Falle die beiden Halter die die Kopfstütze aufnehmen. Aber wenn man weis wie, ist das auch keine echte Hürde. Zur Verdeutlichung habe ich dazu Bilder ohne Bezug und Polsterung gemacht, die zeigen wie die Halter sitzen.


    Die Bilder zeigen die Ansicht von hinten, also als wenn man bei eingebautem Sitz auf dem Rücksitz sitzen würde.



    Einen stabilen Schraubenzieher jeweils rechts von der Aufnahme durch eine vorhandene Öffnung führen und die Sperre ertasten.



    Durch hebeln diese Sperre nach vorne bewegen und gleichzeitig die Aufnahme nach oben ziehen.



    Detailansicht seitlich


    Geht im Grunde ohne viel Kraft, es muss nur der richtige Punkt gefunden werden. Damit wäre das schwerste auch schon geschafft.


    Durch anheben des Lehnenkissens den Stoff nach hinten entspannen. Nun kann recht leicht der Stoff aus der oberen Nut gezogen werden und das Sitzkissen samt Bezug ist frei.


    Nächster Schritt: das blöde Loch der Neigungsverstellungen muss verschlossen werden. Hierzu habe ich aus einer Ecke des Bezugs mir ein passendes Stück herausgeschnitten. Dieses muss etwas größer sein als das Loch. Rechts und links des unteren Ende des Bezugs befinden sich "Ohren" die sehr gut geeignet sind. Was hier fehlt fällt nachher nicht auf, da es später verdeckt wird.


    Der Stoff ist von der Rückseite mit einer Wattierung kaschiert. Diese rund um das Loch ca. 1 cm lösen, und ein paar Schnitte setzen (an der Wattierung, nicht im Stoff) um die Ränder wegzuklappen. Damit sollte der Stoff direkt zugänglich sein. Anschließend den Rand rund um das Loch mit Stoffkleber bestreichen und den vorher gewonnenen "Flicken" Stoff auf Stoff aufkleben.
    Achtet auf den Verlauf des Musters, damit es gleich mit dem Rest der Wange verläuft. Sieht nachher besser aus.
    Eigene Stunde trocken lassen. Zusätzlich habe ich nach dem Trocken die Wattierung zurückgeklappt und auch verklebt.
    Je ordentlicher hier gearbeitet wird, desto besser das Ergebnis.


    Jetzt haben wir unseren Ersatzbezug und können diesen ins Auto einbauen.
    Wie der Lehnenbezug abgenommen wird haben wir ja schon am gekauften Sitz erprobt. Der Sitz im Auto braucht zum Wechsel nicht ausgebaut werden, geht sehr gut vom Rücksitz aus. Ich habe für den Wechseln gerade einmal 15-20 Minuten gebraucht.


    Beim Zusamenbau drauf achten:
    Erst den Stoff oben in die Nut verklemmen, sonst geht der nicht bzw. nur noch sehr schwer rein. Achtet vor den weiteren Zusamenbau drauf, dass es hier richtig sitzt und keine Falten wirft.


    Die Halter der Kopfstützen nicht mit Gewalt einsetzen. Wenn es nicht geht, habt ihr sie vertauscht. Links und rechts ist unterschiedlich, nicht nur von der Länge auch von der Passung. Links kommt die Lange rein mit Arretierung für die Kopfstütze, recht die Kurze. Die Blick auf die Kopfstütze verät es euch auch, links mit Kerben recht ohne.


    Die Blechnasen unbedingt wieder in die gleiche Richtung zurückbiegen oder klopfen, sonst brechen sie ab.


    Als letzten Schnitt die Lehnenverstellung unter dem Stoff seitlich ertasten und mit einem Kreuzschnitt freilegen. Den Stoff nach innen umschlagen und drauf achten, dass die Nut die später das Handrad aufnimmt frei ist. Sonst rastet das Handrad nicht ein.


    Fertig!



    Damit haben wir wieder einen toll ausehenden Sitz im Originaldesign ohne Beschädigung der wieder einige tausend Kilometer hält.


    Das "geflickte" Loch fällt so gut wie garnicht auf, da es vor der B-Säule verdeckt wird. Nur wer es weis, wird dort hinsehen.


    Mir ist zudem aufgefallen, das auch der Seitenhalt wieder deutlich besser ist als vorher. War wohl doch schon mehr mitgenommen als gedacht.


    Den Sitzbezug vom Sitzkissen und die Kopfstütze habe ich mir gut weggelegt in einem alten Kopfkissenbezug. Da verstaubt es nicht ist aber dennoch atmungsaktiv eingelagert. Wer weis für was ich die noch mal brauchen kann. Den Rest habe ich entsorgt, da ich kaum glaube davon noch mal etwas zu brauchen.


    So nun viel Erfolg beim Schrauben für einen schöneren W210.