S210 220CDI Bj. 2002 - speziell zur Anfälligkeit des OM611.961

  • Bonjour liebe Markenkollegen :)


    Mir wird ein schöner 220CDI-S210-Classic angeboten, er soll technisch instandgesetzt 3.750,- € kosten.


    Verkäufer kenne ich schon eine Weile, ist seriös, selbst Schrauber (mit ungleich mehr Fähigkeiten, als ich sie auf dem Bereich habe). Von daher glaube ich seinen Angaben, auf denen die untenstehenden Punkte beruhen; aber er kann sich natürlich auch mal irren.

    Speziell zum CDI-Motor ergeben sich bei mir jetzt Fragen.


    Erst mal zum Wagen selbst:

    • knapp 300.000 km gelaufen
    • TÜV bis August 2023
    • erfreulich rostarm, Rost vorwiegend an den bekannten Stellen an den Kotflügeln. Am Unterboden "überall minimaler Flugrost" (O-Ton Verkäufer).
    • Injektoren in Ordnung. Wurden vor kurzem abgedichtet.
    • Glühkerzen weitgehend auch ok; die Mängel lohnen nach Angaben des Verkäufers nicht das Risiko, daß eine beim Ausbau abreißt. Es sei denn, ich würde bei Kälte im Winter starten wollen.
    • Ölabscheider schwitzt etwas
    • nach Angaben des Verkäufers läuft der Motor gesund, er ist 300 km damit gefahren. Ölwechselintervalle wurden eingehalten; Automatikgetriebe in Ordnung. Hören könnt ihr den Motor ohne Abdeckung und direkt vor der Motorhaube im Stand hier.
    • SD ausgelesen, keine Auffälligkeiten
    • minimal oberflächlicher Rost auf den Bremsleitungen
    • Vorbesitzer unbekannt, keine Dokumentation der Wartungen etc. vorhanden
    • Wagen steht seit drei Monaten draußen auf dem umfriedeten Hof (stecknadelkopfgroße Moospunkte an der vorderen Schiebedach-Dichtung)
    • zwei intakte FBS3-Schlüssel vorhanden
    • kommt mit neuem Motor- und Differenzialöl und frischem Klimaservice

    Was der Verkäufer vor dem Verkauf macht:

    • untere Querlenker erneuern
    • defekte Traggelenke erneuern
    • Achsvermessung
    • Hydrospeicher erneuern
    • Dichtung Turbo/KAT
    • KAT/DPF freiblasen
    • Ansaugbrücke/AGR reinigen

    Gedacht ist der Wagen vorerst als Saisonwagen für den Sommer, vorwiegend mittlere bis längere Strecken, auch mehrwöchige Reisen am Stück. Kurzstrecken-Knechterei und Winter/Salz-Belastung möglichst vermieden.


    Nun frage ich mich, wie anfällig ein OM611 womöglich künftig sein wird :!: .

    Wie oben angedeutet, sind meine Schrauberfähigkeiten sehr begrenzt - bin zwar lernbegierig, aber ohne Werkstatt werde ich Mängel eines CDI-Motors nicht in den Griff bekommen.

    Hatte gerade Kontakt mit einem benz-spezialisierten, heute verrenteten Meister, der meinen W202 viele Jahre in seiner Werkstatt hatte: Er prognostizierte bei einem OM611 nach dieser Laufleistung künftig einigen Wartungsbedarf, speziell bei Ansaugbrücke, Steuerkette und AGR. Er würde die Finger von dem Wagen lassen.


    Ich habe keine Probleme damit, für gute Werkstattleistung angemessen zu zahlen - aber keine Lust auf ein Faß ohne Boden. (Ungute Erfahrung vorletzten Winter mit einem E200-S210.)


    Gibt es von Eurer Seite her spontan Meinungen?


    Merci für jeden guten Tip 8)


    Michael

  • Eigentlich ein dankbarer Motor, wenn er immer schön warm gefahren wurde. Auffälliges hört man nicht in der Aufnahme, aber das sagt nix aus. Meiner hört sich schlimmer an.


    Was kommen wird, unvermeidlich, die EKAS Einlassklappensteuerung, irgendwann reissen die Klappen ab, oder die Schubstange vom Stellmotor. Merkste daran dass er ein sehr, im Klang, dunkles Ansauggeräusch im Luftfilterkasten hat. Des Weiteren, verölt dadurch die Unterdruckdose vom Turbo. Denke der Gegendruck bei geschlossener EKAS und voller Turboleistung wird rückwirkenden Druck über Ladeluftkühler in den Luftfilterkasten und in die Kurbelgehäuseentlüftung bringen, die drückt dann natürlich Öl heraus was auf die Unterdruckdose tropft. Bei mir kann man das beobachten, auch hört man sehr deutlich wenn die Drallklappen der EKAS sich von lose nach geschlossen bewegen und nicht öffnen.


    Ist eine Sauarbeit, alles was Du stehend vor dem Motor auf der rechten Seite siehst muss ab, weggeschraubt werden, Kosten in einer Freien Werkstatt zwischen 300 und 500 Euronen, ohne neue Ansaugbrücke, Momentan sind kein EKAS Stellmotoren lieferbar, wenigstens nicht auf dem freien Markt, wieviel sie beim Freundlichen kostet, keine Ahnung, freier Markt ca 130-150 Euronen. Die Ansaugbrücke kosten um die 100 Euronen. Wenn die EKAS defekt ist, die Ansaugbrücke getauscht werden soll, EKAS lahmlegen, einfach Klappen auf offen und Schubstange arretieren und EKAS Stellmotor nur elektrisch anschliessen, Umlenkhebel nicht.


    Ach ja, AGR, reinigen, ist meist total versifft un zugestopft. Das Unterdrucksteuerventil überprüfen, gegebenenfalls erneuern, so um die 30 Euronen.


    Kette kann man feststellen mit einer SD denn die kann den Winkel Nockenwelle zu Kurbelwelle messen. Ist der Winkel im Rahmen wäre hier nichts zu befürchten, ist der Winkel an der Grenze, Finger weg.


    Was auch noch zu erwähnen ist, Hochdruckpumpe, die wird in der Regel bei 300Tkm undicht, im Austausch (bei Ebay) mit Bosch Prüfprotokoll ca 150 Euronen. Sie wird kommen, irgendwann um die 300tkm un eh bissi mehr. Auch sollte man zeitnah Kurbelwellensensor und Nockenwellensensor austauschen, Beide geben meist von jetzt auf sofort ihre Funktion auf. Es reichen Günstig-Sensoren, Stück um die 20 Euronen.


    Es ist ein sparsamer Motor wenn man ihn nicht jagt, ich fahre ihn aufm Land, Bundes/ Kreisstrassen im Schnitt mit 6,5 , 6,7 L, jage ihn nicht, Autobahn moderat meist 120-130 aber nicht mehr, ausser man muss mal überholen und will nicht mit 3km mehr überholen. Turbo, mal Lufikasten abmachen und auf axiales Spiel der Welle kontrollieren, solang er Öl bekommt ist der eigentlich dankbar. Vorausgesetzt, man jagt nicht.


    Ich weiss so gänzlich positiv hört, liest sich das nicht, aber besser Du gehst sensibilisiert an den Kauf als nachher langes Gesicht. 3750,- ist schon sportlich....

    Grüsse Karsten


    Ich respektiere Meinungen, aber es ist der Zweifel, dem man seine Bildung verdankt...... (Wilson Mizner)

  • Danke, Karsten ! :thumbup:


    Auf die von Dir angerissenen Punkte spreche ich den Verkäufer noch mal an.

    Ich hege mal die Hoffnung, daß er sie - wie ich ihn kenne - schon auf dem Schirm hatte.


    Vom Charakter her wird mir der OM611 dann wohl zusagen. Zur Illustration meiner Vorlieben: Kraft habe ich als 90-km/h-Dahingleiter auf der rechten Spur bei kleinen Motoren bislang nie vermißt. Weder heute im W202 mit dem 1,8-Liter-M111 noch damals mit dem 2-Liter-M111 im randvoll geladenen S210 auf der vollen A1 im Bergischen Land 8) . Mir geht es vor allem um sparsamen Verbrauch.


    Bei Probefahrten vorletzten Winter hat mir der OM611 gut gefallen. Der Kracher war er zusammen mit dem 6. Gang des Schaltgetriebes: gerade mal 1.700 U/min bei 90 km/h :love: . Super-entspannt.


    Michael

  • Der Om611 mit manuellem Getriebe im S210 war aufgrund der Übersetzung unschlagbar im Verbrauch.

    Unseren 220er haben wir häufig mit einer 4 vorne Verbrauchstechnisch bewegt.


    Das manuelle 6 Gang ist halt sehr kurz, besonders beim Kombi; du schaltest die ersten halt wie verrückt.

    Ansonsten hat Karsten alles perfekt auf den Punkt gebracht.

    Was mir aufgefallen ist,dass alle 220er die ich kenne enorm gerußt haben.

    -Egal wie gereinigt EKAS und AGR waren.

    600-700k Kilometer sind keine Seltenheit .

    Positionsgeber Nockenwelle et Kurbelwelle gehören eh zusammen mit nem Bremslichtsschalter in den Kofferraum eines jeden 210 ;)

  • Um das Thema abzuschließen: Leider hat sich der Kauf aus Gründen, die nichts mit dem Wagen oder mit den beteiligten Personen zu tun hatten, zerschlagen. Schweren Herzens - die noch ein zweites Mal beäugte Kiste hat mir speziell vom Rostzustand wie vom Motorzustand her sehr gut gefallen, und die vorhanden Mängel wären wohl zu meistern gewesen... :(


    Michael

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